Was ist Digitale Forensik und Incident Response (DFIR)? 

Bei der DFIR werden digitale forensische Beweise erfasst, verdächtige Aktivitäten aufgespürt und die Endpunkte kontinuierlich auf Ereignisse überwacht. Ein wenig mehr ins Detail gehend definiert der Sicherheitsexperte Scott J. Roberts die DFIR als „ein multidisziplinäres Gebiet, das sich auf die Identifizierung, Untersuchung und Beseitigung von Computer-Netzwerk-Exploits konzentriert“.

Auf Prozessebene umfasst ein Incident Response- und Untersuchungsplan mit umfangreichen forensischen wie die Untersuchung, das Analyse-Management, die Bedrohungserkennung, die Kommunikation und die Dokumentation von Ergebnissen.

Die anschließenden Gegenmaßnahmen und Nachbereitung umfassen in der Regel die Entfernung der Remote-Zugriffsmöglichkeiten von Angreifern, die Wiederherstellung priorisierter Geschäftsprozesse und Systeme und die Sicherung kompromittierter Benutzerkonten, um so zur Normalität zurückzufinden.

Im Detail weisen diese Prozesse die folgenden Schlüsselkomponenten eines DFIR-Frameworks auf:

  • Systemübergreifende Forensik: Eines der Hauptmerkmale von DFIR ist das Monitoring und die Abfrage aller kritischen Systeme und Asset-Typen auf Anzeichen von Fehlverhalten. 
  • Angriffsinformationen: Um verdächtige Netzwerkaktivitäten erkennen zu können, müssen Sie wissen, wonach Sie suchen. Dazu müssen Sie die Fähigkeit entwickeln, sich in einen Angreifer hineinzuversetzen, um nicht nur Schwachstellen in Ihren eigenen Systemen zu beheben, sondern auch Anzeichen für einen Missbrauch zu erkennen. 
  • Sichtbarkeit von Endpunkten: Sicherheitsteams müssen Einsicht in Unternehmensnetzwerke und das scheinbar endlos komplexe System von Endpunkten erlangen. Darüber hinaus müssen sie in der Lage sein, die erfassten Daten übersichtlich zu organisieren und zu interpretieren.

Die Rolle von DFIR im Bereich der Cybersicherheit

Innerhalb des übergeordneten Frameworks für Cybersecurity-Verfahren ermöglicht DFIR detaillierte Einblicke in die Ursachen eines Verstoßes und die konkreten Gegenmaßnahmen, die zur Behebung dieses Incidents ergriffen werden. Sehen wir uns nun die einzelnen Komponenten einer ganzheitlichen DFIR-Strategie etwas genauer an:

Incident Detection and Response 

Die Erkennung kompromittierter Benutzer, die von einem Verstoß betroffen sind, ist der erste Schritt, um sich Klarheit über den Vorfall zu verschaffen und eine zeitnahe Abwehr zu erarbeiten. So können Angreifer aus dem Netzwerk entfernt, der Verstoß eingedämmt und behoben und alle verbleibenden ausnutzbaren Schwachstellen beseitigt werden. Danach kann eine sorgfältig ausgearbeitete Untersuchung erfolgen, die das sich entwickelnde Angreiferverhalten identifizieren und in Zukunft genauer erkennen kann.

Forensische Untersuchung

Die Untersuchung eines bestimmten Verstoßes wird niemals so aussehen wie die Untersuchung, die ihr vorausging. Deshalb muss eine Bedrohung situativ angegangen werden, unabhängig davon, ob die Bedrohung unmittelbar bevorsteht oder bereits stattgefunden hat. Wenn ein Sicherheitsteam eine Untersuchung einleitet, führt es möglicherweise eine Datenanalyse der betroffenen Assets durch und sammelt Artefakte des Browserverlaufs, Event-Logs, Dateien aus Verzeichnissen und Registry-Hives.

Threat Intelligence und Analyse

Der wichtigste Schritt bei der Erfassung von Bedrohungsinformationen ist, dass die Daten auf jede einzelne Funktion in einer Sicherheitsorganisation zugeschnitten werden. Nach der Umsetzung in die Praxis wird der Informationszyklus Ergebnisse erfassen, analysieren und an die relevanten Stakeholder im Unternehmen kommunizieren. Dies setzt eine hohe Konzentration auf automatisierte Analysen voraus, die Daten schnell durchsuchen und relevante Einblicke aufzeigen können.

Malware-Analyse und Reverse-Engineering

Bei der Analyse potenzieller Malware in einem Netzwerk reicht ein Sicherheitsteam eine verdächtige Stichprobe ein, lässt sie durch verschiedene Analyseprogramme laufen und klassifiziert die Bedrohung dann auf Basis eines Scorings. Damit lässt sich die Situation besser priorisieren. Bedarf es sofortiger Maßnahmen oder kann noch gewartet werden? In dieser Analysephase können Teams mit Hilfe von Reverse-Engineering herausfinden, wie sie am besten das eigentliche Ziel der Malware ermitteln und diese unschädlich machen können.

Eindämmung von Incidents und anschließende Wiederherstellung

Sobald ein Verstoß vollständig erfasst und die betroffenen Assets, Anwendungen und Benutzer feststehen und eine Weiterverbreitung verhindert wurde, startet das Security Operations Center (SOC) einen im Voraus festgelegten Plan, um die normalen betrieblichen Prozesse wiederherzustellen. Eine Dokumentation ist für die Notfallplanung von entscheidender Bedeutung, damit die Teams die verschiedenen Komponenten des Backup-Systems nachvollziehen können. Ein automatisiertes Offline-Backup kann die Wiederherstellung nach einem Malware-Angriff weiter unterstützen.

Wie wird die Digitale Forensik bei der Incident Response eingesetzt? 

Die digitale Forensik wird in den Prozess der Incident Response eingebettet. Jeder Sicherheitsexperte weiß, dass es nicht ausreicht, einfach nur auf Vorfälle zu reagieren und das Problem zu beheben. Vielmehr müssen die Ursachen genau geklärt werden, damit die Systeme für diesen Angriffspfad kalibriert werden können und beim nächsten Mal, wenn dieses Verhalten auftritt, entsprechende Warnmeldungen ausgeben.

Auf die Frage, was digitale Forensik ist, sollten wir uns eher auf die (oben kurz erwähnte) systemübergreifende Forensik konzentrieren. Also die Fähigkeit, kritische Systeme und Asset-Typen im gesamten Netzwerk auf Hinweise für verdächtiges Verhalten zu überwachen und abzufragen. Sehen wir uns diesen Prozess noch etwas genauer an:

  • Erfassung: Zielgerichtete Erfassung digitaler forensischer Beweise auf allen Endpunkten.
  • Monitoring: Kontinuierliche Überwachung von Endpunkt-Events wie Logs, Dateiänderungen und Prozessausführung. 
  • Threat Hunting: Ermittlung und Zugriff auf eine zuverlässige Bibliothek forensischer Artefakte und Suche nach mutmaßlichen Malware-Aktivitäten im Netzwerk sowie laufende Anpassung an spezifische Threat-Hunting-Anforderungen.

Mit der digitalen Forensik sollten Verantwortliche für Threat Response und Threat Hunting fast jeden Aspekt eines Endpunkts, von Endpunktgruppen oder eines ganzen Netzwerks erfassen, abfragen und überwachen können. Dabei können auch Regeln für das kontinuierliche Monitoring eines Endpunkts erstellt und Serveraufgaben automatisiert werden. Nachfolgend einige spezifische Anwendungsfälle:

  • Client-Monitoring und -Alerts (Erkennung): DFIR-Tools können Event-Abfragen zur Erkennung erfassen, wodurch ein Endpunkt eigenständig überwacht und bei Vorliegen bestimmter Bedingungen priorisierte Alerts gesendet werden können.
  • Proaktive Suche nach Indikatoren (Threat Intelligence): Hierbei werden in großem Umfang Artefakte von vielen verschiedenen Systemen erfasst, die dann mithilfe von Threat Intelligence wie z. B. Hashes kombiniert werden können, um proaktiv nach Kompromittierungen durch bekannte bösartige Akteure zu suchen. 
  • Fortlaufende Weiterleitung von Events an andere Systeme: Mithilfe von Monitoring-Abfragen können Events einfach weitergeleitet werden.
  • Erfassung von Sammeldateien zur Analyse auf einem anderen System (digitale Forensik): Das DFIR-Tool erfasst Sammeldateien von einem Endpunkt zur späteren Analyse durch andere Tools.
  • Auswertung nach Indikatoren am Endpunkt (digitale Forensik): Mit Artefakten werden Dateien direkt am Endpunkt ausgewertet, wodurch ohne lange Nachbearbeitung schnell umsetzbare, hochwertige Informationen zurückgegeben werden.
  • Proaktive und systemübergreifende Suche nach Indikatoren (Incident Response): Das DFIR-Tool kann gleichzeitig nach Artefakten vieler Endpunkte suchen.

Warum ist DFIR kritisch für ein Cybersecurity-Programm? 

DFIR ist ein wichtiges Tool in einem Cybersecurity-Programm, da es die Methoden und den Weg, den ein Angreifer bei einem möglichen oder bereits erfolgten Netzwerkverstoß einschlagen will, genauer und präziser aufzeigen kann.

Es liegt im besten Interesse eines Unternehmens und seines Sicherheitsprogramms, über die Abwehr hinauszugehen und Präventivmaßnahmen zu kalibrieren, damit gleiches oder ähnliches Verhalten in Zukunft erkannt wird.

Welche Vorteile bietet DFIR? 

Der Nutzen von DFIR kann nicht hoch genug eingeschätzt werden, da eine Untersuchung von Verstößen darauf abzielt, Einblicke in die Geschehnisse zu gewinnen und ein stärkeres Programm zu entwickeln.

  • Schnellere Wiederherstellung: Da mehr relevante Warnmeldungen angezeigt werden – entweder auf Basis früherer Vorfälle oder von Artefakten aus der Bibliothek abgeleitet –, können DFIR-Fachleute schneller auf einen Vorfall reagieren und zur Wiederherstellung gelangen.  
  • Verbesserte Sicherheitslage: Durch die genauere Reaktion auf Bedrohungen und deren Untersuchung können der allgemeine Gesundheitszustand und die Sicherheitslage eines Unternehmens verbessert werden. Mit einem externen Programm für DFIR-Dienstleistungen kann durch gründlichere Untersuchungen ein zusätzlicher Mehrwert geschaffen werden, wodurch den internen Fachleuten wieder mehr Zeit für andere Ziele und Prioritäten bleibt. 
  • Datenaustausch: Eine moderne DFIR-Lösung umfasst eine präzise Berichterstattung über jede Maßnahme, die bei der Abwehr einer Bedrohung oder eines Incidents ergriffen wird. Das bedeutet, dass diese Berichte und kritischen Einblicke leicht an alle betroffenen Stakeholder weitergeleitet werden können.  
  • Wenig bis gar kein Rätselraten: Wie gelang der Zugriff? Um wen genau handelt es sich bei dem Täter? Was möchte er erreichen? Fundierte DFIR-Fähigkeiten sollten klare Antworten auf diese Fragen geben können, sodass kaum Zweifel darüber bestehen, was vorgefallen ist und was als nächstes zu tun ist.

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